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Ausgabe 7/2018

22 Berufspolitik

22 Berufspolitik Klausurtagung des LZK-Vorstandes Qualitätsförderung ist originäre Aufgabe des Berufsstandes Der LZK-Vorstand ging von 4. bis 5. Mai 2018 in Klausur. Der erste Tag war dem Thema „Qualitätsdefinitionen und Qualitätsdimensionen der zahnärztlichen Versorgung in Deutschland“ und den Konsequenzen für Patient und Profession vorbehalten. Am zweiten Tag stand das Thema „Status quo und neue Qualitätsinitiativen der Zahnärzteschaft in Baden-Württemberg“ auf der Agenda. Auf der Basis umfangreicher Informationen durch die geladenen Referentinnen und Referenten und nach intensiver Diskussion positionierte sich der LZK-Vorstand zum Abschluss seiner Klausurtagung inhaltlich zu den beiden Themenkomplexen mit einem Memorandum. Vorbereitung. Die Unterarbeitsgruppe Qualität des Vorstandes hat die Klausurtagung vorbereitet. Mitglieder sind Dr. Torsten Tomppert (Foto rechts), Dr. Norbert Struß, Dr. Norbert Engel (Foto links) und Prof. Dr. Winfried Walther; die Moderation der Tagung übernahm Dr. Engel. auf die Ergebnisse des vorliegenden Abschlussberichtes zur systematischen Behandlung von Parodontopathien ein. Inzwischen gibt es für sechs Therapieansätze einen Hinweis oder Anhaltspunkte für einen höheren Nutzen. Beim Vorbericht waren es lediglich zwei Behandlungsarten gewesen. Das IQWiG arbeitet evidenzbasiert und setzt bei der Methodik vor allem auf Randomized Controlled Trials (RCT), weil „ein kausaler Nutzennachweis ausschließlich mit RCTs erfolgen kann und RCTs die höchste Ergebnissicherheit haben“, so Dr. Lietz. Die Randomisierung, die gleichmäßige Verteilung von Störfaktoren, die verdeckte Gruppenzuteilung und die Verblindung seien wesentliche Qualitätsansprüche von RCTs. Das Ergebnis des Abschlussberichtes sei gegenüber dem Vorbericht auch deshalb deutlich besser ausgefallen, weil dem IQWiG zusätzliche RCT-Studien zur Verfügung standen und weitere Auswertungen möglich waren. Hinzu kam, dass Daten aus bereits eingeschlossenen Studien erstmals verwertet werden konnten. Prof. Jordan kritisierte den alleinigen Einbezug von RCT-Studien, einer noch jungen Wissenschaftsdisziplin, die noch Zeit brauche, um ausreichend Studien vorzulegen. Er forderte den Einbezug auch anderer Studienarten. Zudem sollten nicht nur klinisch relevante Endpunkte wie z. B. Attachment- oder Zahnverlust, sondern auch patientenrelevante Parameter wie die Lebensqualität in die Bewertung einfließen, betonte Prof. Jordan. In der sich anschließenden Diskussion, die von Dr. Norbert Engel moderiert wurde, lobte LZK-Präsident Dr. Torsten Tomppert die Arbeit von Dr. Lietz. Der Abschlussbericht zeige, dass das IQWiG nicht beratungsresistent sei. Es habe Kritikpunkte wie die mangelnde Patitopathien“ vor, den der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) am 19.3.2015 erteilt hatte. Der Vorbericht vom 24.1.2017 erhitzte die Gemüter. Mit Dr. Martina Lietz war nun die Autorin des Abschlussberichtes zur systematischen Behandlung von Parodontopathien anwesend und konnte aus erster Hand berichten. In ihrem Vortrag gab sie zunächst einen Einblick in Aufgaben, Methoden und Verfahren der Qualitätsprüfung im Bereich der zahnärztlichen Versorgung durch das IQWiG und ging dann exklusiv Fotos: Mader Zur Thematik des ersten Klausurtages hatte der LZK-Vorstand Dr. Martina Lietz aus dem Ressort Nicht-medikamentöse Verfahren beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und den wissenschaftlichen Direktor des Instituts Deutscher Zahnärzte (IDZ), Prof. Dr. Rainer Jordan, eingeladen. Der Zeitpunkt der Klausurtagung war bestens gewählt – seit 30. April lag der Abschlussbericht des Auftrags N15-01 „Bewertung der systematischen Behandlung von Parodon- ZBW 7/2018 www.zahnaerzteblatt.de

Berufspolitik 23 Kritik. Über die Rot-Grün-Analyse des IQWiG-Abschlussberichtes durch Prof. Dr. Rainer Jordan war Dr. Martina Lietz nicht glücklich: „Wir konnten oftmals nur keine Nutzenaussage treffen, weil keine Studien vorlagen“. entenorientierung aufgenommen und weitere Studien einbezogen. Netzwerk Versorgungsforschung. Den zweiten Tag der Klausurtagung eröffnete Prof. Dr. Stefan Listl von der Universität Radboud in den Niederlanden. Prof. Listl ist Inhaber des Lehrstuhls „Quality and Safety of Oral Health Care“ an der Radboud Universität in den Niederlanden sowie Leiter der Sektion Transnationale Gesundheitsökonomie der Universität Heidelberg. Prof. Listl führte aus, dass die Gesundheitsausgaben weltweit steigen. Bei begrenzten Ressourcen steige damit der Kostendruck. Der drittgrößte Ausgabenposten sind die Munderkrankungen. Die höchsten Kosten entstehen durch Diabetes. Die Gesundheitsökonomie beschäftigt sich damit, wie das Wohlbefinden der Bevölkerung mit den vorhandenen verfügbaren Ressourcen optimiert werden kann. „Nicht, wie die Kosten reduziert werden können“, betonte Prof. Listl. Im Folgenden stellte Prof. Listl drei internationale Projekte vor, an denen er mitarbeitet und erörterte Möglichkeiten und Perspektiven der Gründung eines zahnärztlichen Netzwerkes Versorgungsforschung in Baden-Württemberg, unter Einbeziehung der Landeszahnärztekammer. Im abschließenden Vortrag des Tages nahm Akademie-Direktor und Unterarbeitsgruppenmitglied Prof. Winfried Walther eine Qualitätsanalyse aus Sicht der Wissenschaft und des niedergelassenen Praktikers vor. Prof. Walther plädierte dafür, die Synergien zwischen Praxis und Wissenschaft zu nutzen, um die Versorgung für den Patienten zu verbessern. » mader@lzk-bw.de Statements zum IQWiG-Abschlussbericht Es ist sehr zu begrüßen, dass das IQWiG für seinen Abschlussbericht von der starren Methodik in der Studienbewertung, die für den Vorbericht angewandt wurde, abgerückt ist. Für zukünftige Studiendesigns und Nutzenbewertungen muss von Wissenschaft und IQWiG die richtige Balance zwischen formalwissenschaftlichen und ethischen Aspekten und bestmöglicher Evidenz gefunden werden – zum Wohle der Patienten und der Zahnarztpraxen. Dr. Norbert Struß Erfreulicherweise hat die harsche Kritik der zahnärztlichen Wissen- schaft und der zahnärztlichen Selbstverwaltungsinstitutionen am letztjährigen Vorbericht dazu geführt, dass das IQWiG die Thematik nochmals gründlich überarbeitet und deutlich nachgebessert hat. Für die Zukunft wird es darauf ankommen, dass wir vermitteln, dass unsere berufliche Alltagspraxis geprägt ist durch die Trias aus aktueller wissenschaftlicher Fachliteratur, der individuellen klinischen Erfahrung des Zahnarztes und den Wünschen der Patienten. Selbstkritisch müssen wir uns allerdings auch eingestehen, dass die gegenwärtige wissenschaftliche Datenlage schlichtweg ungenügend ist. Es gilt, neue Initiativen evidenzbasierter zahnmedizinischer Forschung nach möglichst hohem RCT-Goldstandard zu fordern und zu fördern. In diesem Kontext appelliere ich an unseren Berufsstand, vor allem an die zahnmedizinischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den Universitätskliniken bundesweit, in Kooperation mit den zahnärztlichen Körperschaften im Land, sich dieser Aufgabe und Herausforderung verantwortungsbewusst und aktiv zu stellen. Dr. Torsten Tomppert www.zahnaerzteblatt.de ZBW 7/2018

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